2 Wochen kein Neandertal ! 

 

Wo verbringt man 2 Wochen möglichst stressfreien Urlaub mit drei kleinen Kindern? 

Auf einem Campingplatz! Strand und Meer sind natürlich auch unerlässlich. Ausserdem muss er mit dem Auto zu erreichen sein, denn das Abenteuer mit 5 Koffern etwas Hangepäck und der Brut im Schlepptau auf fremden Flughäfen oder Bahnhöfen herum zu irren kann sich kein normaler Mensch freiwillig antun. 
So erkor ich die Bretagne zum Ziel unserer Heimsuchung. 
Mangels eigenen Camping-Equipments mietete ich ein fertig aufgebautes und ausgestattetes Hauszelt in dem mir bis dato völlig unbekannten Ort  
"la Trinité sur mer", erwarb eine Landkarte, einen Reiseführer und ein Wörterbuch, vertraute Elke vorübergehend den Laden an und los gings: 
Nach 10 Stunden Fahrt, aufgelockert durch zwei Tankstops, zwei Pinkelpausen und mindestens 10 besorgte Anrufe des Vaters meiner Kinder (der angeblich froh war uns mal eine Weile los zu sein..) fanden wir am späten Nachmittag des 19. Juni tatsächlich das Zelt, das Jemand 1000km fern des heimischen Tales für uns aufgebaut hatte. 
Ich war angenehm überrascht, denn alles sah tatsächlich so aus wie auf den Fotos in dem Prospekt:Jeder Stellplatz war von einer Hecke umgeben, dazwischen standen einige Bäume und überall waren emsige Menschen damit beschäftigt Unkraut zu zupfen, Blumen zu giessen und Wege zu kehren. Ich hatte mir Campingplätze ganz anders vorgestellt... 
Unserer erster Weg führte natürlich zum Strand, der nur ein paar Schritte von unserem Zelt entfernt war und auch dort gab es nichts zu meckern. 
Der nächste Morgen begrüsste uns mit unfreundlichem Nieselregen und wir verbrachten den Tag damit uns mit der näheren Umgebung vertraut zu machen und uns in unserer provisorischen Wohnstatt häuslich einzurichten. Am Abend bekam Hagen Zahnschmerzen. 
Glücklicherweise ändert sich das Wetter am Meer schnell, ab Montag war strahlendes Sommerwetter und meinem Erstgeborenen ging es auch wieder besser. Wir wanderten ins "Dorf", ein ehemals beschaulicher Fischerort, der heute  von einem riesiegen Yachthafen dominiert wird. 
Dort erwarben wir diverse Sandeimerchen, Schaufeln, Förmchen und was man sonst so für ein Leben am Meer benötigt und machten uns auf den Rückweg. Hagen bekam wieder Zahnschmerzen. Am Nachmittag kam noch Fieber dazu, was auch auf die fast unerträglichen Temperaturen in einem sonnenbeschienen Zelt zurückzuführen sein kann. Natürlich hatte ich eine Flasche Paracetamol dabei. 
Den folgenden Tag verbrachte ich damit, jeweils eines meiner Kinder zu eskortieren: Zum Pool, zum "Kids-Club", zum Strand, zum Klo, zum Zelt...immer in der Hoffnung, dass die beiden Anderen nicht inzwischen ziellos in der Landschaft herumirrten oder bereits im Atlantik trieben. 
Abends hatte Hagen wieder Zahnschmerzen und nur die grosse Entfernung hielt mich davon ab sofort nach Hause zu fahren. 
Am Mittwoch begann mein Urlaub: Morgens suchte ich mit dem Wörterbuch unter'm Arm den ansässigen Dentisten auf und machte dort einen Behandlungstermin für den Nachmittag aus. Die Zeit bis dahin überbrückten wir mit Paracetamol, der Besichtigung diverser Monolithen und dem Erwerb von Verpflegung für die nächsten Tage. Glücklicherweise fand ich einen Supermarkt, der die Cerealien feilbot, auf die meine Kinder konditioniert sind. Für die Genüsse der Bretonischen Küche liessen diese sich natürlich nicht begeistern. (Das väterliche Erbe lastet schwer auf ihnen...) 
Für nur 110FF verpasste Dr. Le Geoffe dem schmerzenden Milchzahn eine erstklassige provisorische Füllung, wir fuhren zu unserem Strand-Domizil zurück das wir in den folgenden Tagen auch nich mehr verliessen. Warum auch: es war wirklich schön dort und selbst Marlene verirrte sich nicht mehr. 
Also bezog ich morgens meinen Posten auf dem Liegestuhl vor dem Zelt und die Kinder schwärmten zu ihren diversen Aktivitäten aus. Gelegentlich tauchte der Ein ander Andere von ihnen auf um ein Häppchen zu essen oder was Trockenes anzuziehen, während ich meinen Bücherstapel verschlang und ab und zu den Sonnenschirm verstellte. Nachmittags verlegte ich meinen Stützpunkt dann an den inzwischen fast menschenleeren Strand. Dort gab es ein Restaurant in dem die Familie abends zu speisen pflegte: Meeresfrüchte für die Mutter und Pommes für die sich angeekelt abwendenden Ableger. 
Samstag der 26.Juni bot noch ein besonderes Highlight: Le feu de la Saint-Jean. 
Was genau der Anlass für diese Fest ist konnte ich nich in Erfahrung bringen, seinen Ablauf aber miterleben. Am Strand "Kervillen" (an dem in diesem Jahr zufällig unser Zelt stand) wird an diesem Tag eine Bühne aufgebaut, auf der sich Tanz- und Musikgruppen präsentieren die sich ganz der bretonischen Folklore verschrieben haben. Irgendwie erinnerten mich die Darbietung an unser ehrenwertes heimisches Tambourcorps der Hohenzollern-Schützenbrüder, obwohl die andere Uniformen tragen und nicht auf dem Dudelsack spielen. 
Ausserdem gab es natürlich Wein, Cidre, Crepes, Pasteten und pommes. Bei Einbruch der Dunkelheit entfachen die Besucher dann mit zuvor erstandenen Fackeln ein riesieges Feuer um das herum dann noch weiter gefeiert wird, wenn es nicht gerade so stürmt und regnet wie an diesem Samstag. 
Die folgenden Tage bescherten wechselhaftes Wetter aber Alles in Allem den ruhigen beschaulichen Urlaub, den ich mir erhofft hatte. Auch die Kinder fühlten sich wohl.  
Da ja bekanntlich Alles mal ein Ende hat packten wir am Donnerstags unsere etwas mehr als sieben Sachen und machten uns am folgenden Tag nach einem ausgiebiegen Frühstück auf den Heimweg. 
Selbstverständlich war wieder herrliches Sonnenwetter, das Aussenthermometer stieg im zähfliessenden Verkehr auf dem Autobahnring um Paris auf unerträgliche 36°C. Trotzdem gönnten wir uns diesmal nur zwei Pausen. Die legt man zweckmässigerweise auf den beiden gebührenpflichtigen Autobahnstücken ein, da an den Mautstationen oft die Gendamerie lauert und eine Erklärung dafür verlangt, wie man mit der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit von 120km/h die 300km in weniger als zwei Stunden zurückgelegt hat. 
Wie jedesmal, wenn ich nach einer weiteren Reise den Rhein überquere keimen in mir wehmütige Heimatgefühle, trotzdem habe ich mich 
In Neuss zum ersten mal verfahren: Die Windschutzscheibe war  von Insekten-Kadavern zugepflastert, die Sonne stand tief und ich konnte die Schilder nicht mehr erkennen... 
Benno (der Hund) hat sich gefreut, dass wir wieder da sind.
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